Geschrieben von Helen Bont am 25.12.2015 um 02:23:
Weihnachtsansprache der Unionskanzlerin
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
in diesen Tagen feiern Christen auf der ganzen Welt das Weihnachtsfest. Sie sagen: "Gott ist Mensch geworden". Doch nicht in Gestalt eines großen Heroen ist er gekommen, nicht als Eroberer oder in Gestalt eines Kaisers, ausgestattet mit allen Insignien der Macht, die es ihm erlaubt hätten, eine neue Religion auch gegen den erbittersten Widerstand seiner Gegner durchzusetzen. Und es ist auch nicht ein rächender, rachsüchtiger Gott, der die Menschen ängstigen und so zum Gehorsam zwingen will.
Er kommt zu uns in Gestalt eines Kindes, eines Säuglings. Er vertraut sich uns an in Gestalt des schwächsten Gliedes unserer Gesellschaft.
"Fürchtet Euch nicht", ist die Botschaft, die der Engel den Hirten, stellvertretend für die gesamte Menschheit, überbrachte. Sie ist die Kernbotschaft, die die neue Zeitenwende einläutet.
Nicht durch Zwang oder Gewalt, sondern allein durch die Macht des Wortes und der Tat; Liebe, Gnade und Barmherzigkeit sind die Leitmotive seines Wirkens.
Bis in unsere heutige Zeit haben seine Lehren nichts an Aktualität und Wahrheit eingebüßt: wer Gewalt und Unrecht überwinden will, der muss den Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt, aus Unrecht und Vergeltung, durchbrechen.
Was im Kleinen, in den zwischenmenschlichen Beziehungen, gilt, das gilt auch im Großen: wer Gerechtigkeit unter den Völkern herstellen will, der kann das nicht durch Zwang tun; wer Frieden herstellen will, der kann das nicht mit Gewalt tun; wer Stabilität schaffen will, der kann das nicht mit Unrecht tun. Der Einsatz militärischer Gewalt ist kein Ersatz für Diplomatie.
Gerade in der heutigen ist Kommunikation nicht nur nötig, sondern auch möglich. Lebten die Menschen vor zweihundert, dreihundert Jahren noch relativ isoliert in ihren dörflichen und städtischen Gemeinschaften, so hat die technische Entwicklung von der Feder über die Druckerpresse bis hin zum Internet oder vom Karren über Schiffe bis hin zu Düsenflugzeugen, mehr und mehr dazu beigetragen, dass diese Isolation aufgehoben wurde. Heute stehen die Menschen, ja ganze Völker und Volkswirtschaften, nun verknüpft und miteinander verflochten da. Was heute in einem Teil der Welt passiert, dass spürt man überall auf der Welt.
Aus diesem Grunde halte ich die Idee der Gründung eines Völkerbundes nach wie vor richtig und wichtig: Frieden, Stabilität und Wohlstand können weltweit nicht nur einen Hegemon verwirklicht werden, sondern nur, wenn alle Völker daran mitwirken.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Ihnen und Ihrer Familie und Ihren Freunden wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und eine gesegnete Weihnachtszeit.